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Channel: Ukraine – Der BRD-Schwindel
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„Moskaus genialer Schachzug könnte tausende Menschenleben retten“

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von Zlatko Percinic

Seit Ausbruch des Krieges im Osten der Ukraine und der De-facto-Abspaltung der selbsternannten Volksrepubliken wird ununterbrochen von Seiten der Medien und Politik behauptet, Russland sei an allem schuld. Doch diese US-konforme Berichterstattung hat ein Problem: Ihr fehlen die Fakten.

Massenbegräbnis von unidentifizierten ukrainischen Militärkräften die bei Gefechten in der Ostukraine ums Leben kamen, Kuschuhum, Ostukraine, 7. August 2015.

„Russland hat Truppen entsandt, um sein Territorium zu vergrößern“, „Russland möchte zu alter imperialer Größe gelangen„, „Russland will Europa spalten„, „Russland ist die größte Bedrohung für die Demokratie in Europa„, „Russland muss das Abkommen von Minsk umsetzen“ – Ganz nebenbei wird in diesem Narrativ zudem Russland offiziell zum Feind der NATO, aber auch Deutschlands erklärt.

Auffälliger Weise stehen all diese Zuschreibungen in enger Symbiose mit den Nachrichten in den Vereinigten Staaten von Amerika. Deshalb war es auch nicht notwendig, nach US-Quellen für die oben genannten Bezeichnungen zu suchen, da man sie nahezu eins zu eins auch in den USA gefunden hätte. Wieso das so ist, hat die in der Schweiz ansässige Swiss Propaganda Research in ihrer Studie „Die Propaganda-Matrix“ dargestellt:

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Man kann sehr gut erkennen, wie die Medienlandschaften Deutschlands und der Schweiz nicht nur innerhalb von wenigen Unternehmensgruppen gebündelt sind, sondern wie sie auch in Verbindung zu amerikanischen Institutionen und dadurch auch indirekt zur US-Regierung stehen. Das hat nichts mit Verschwörung zu tun: Es ist lediglich eine bildliche Darstellung einer höchst effektiven Organisation.

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Gerade was Deutschland betrifft, so darf man die Ursprünge der deutschen Medienunternehmen der Nachkriegszeit nicht aus den Augen verlieren. Dazu heißt es weiter bei Swiss Propaganda Research:

Die traditionellen Medien in (West-)Deutschland wurden nach dem Krieg in einem alliierten Lizenzverfahren gegründet und mit sorgfältig ausgewählten Verlegern und Chefredakteuren besetzt – Strukturen, die sich über verwandtschaftliche und andere Beziehungen bis heute erhalten haben.“

Der Grundstein für eine US-konforme Berichterstattung wurde also mit dem „alliierten Lizenzverfahren“ gelegt, was nichts anderes bedeutet, als dass nur diejenigen eine Lizenz erhalten haben, die in ihrer Berichterstattung nicht aus der Reihe tanzten. Ein Blick auf die Unternehmensprinzipien der Axel Springer Mediengruppe, zu der sich jeder Journalist bei Stellenantritt verpflichten muss, zeigt schnell, in welche Richtung die Meinungsbildung gehen soll. Als sich deswegen der Schweizer Bundespräsident Ueli Maurer beim Jahreskongress der Zeitungsverleger 2013 im idyllischen Interlaken über die „Gleichschaltung der Medien“ beschwerte, wurde er von den anwesenden Medienvertretern ausgebuht und ausgepfiffen.

Es darf daher nicht überraschen, dass wir über den Krieg im Donbass so gut wie gar nichts hören. Und wenn dann zum Beispiel Golineh Atai, Korrespondentin bei der ARD, über den Krieg berichtet, wird man das Wort „Krieg“, um die Situation zu beschreiben, nicht hören. Stattdessen ist es lediglich ein „Konflikt“, während es in Syrien ein „Bürgerkrieg“ ist, wie es in den Tagesthemen vom 10. Mai 2017 hieß. Interessant ist auch, wie Frau Atai die selbsternannten Volksrepubliken von Donezk und Lugansk nennt: „besetztes Separatistengebiet“.

Von wem genau das „Separatistengebiet“ besetzt sein soll, ließ die Moskau-Korrespondentin der ARD allerdings offen. Ebenso im Dunklen ließ sie ihre Zuschauer über die Frage, wer denn die tatsächliche Kontrolle an jenem „Grenzverkehr zwischen ukrainischem Staatsgebiet und dem besetzten Separatistengebiet“ auf ukrainischer Seite ausübt. Es sind die nicht genannten Details, wie zum Beispiel die rot-schwarze Fahne an dem genannten Grenzübergang im Bericht, die dem gewünschten Narrativ widersprechen. Wenn Golineh Atai über ein „besetztes“ Gebiet spricht, dann suggeriert sie damit, dass es eigentlich nur Russland sein kann. Deshalb passt diese rot-schwarze Fahne auch überhaupt nicht ins Bild, gehört diese doch dem Nazismus nahestehendem Rechten Sektor. Was auf der einen Seite mit bloßer Suggestion behauptet wird, wird auf der anderen Seite sofort mit der Tatsache entkräftet, dass Nazis den im Bericht genannten Grenzübergang kontrollieren.

Der letzte Satz von Golineh Atai ist hingegen äußerst brisant:

Die Mehrheit der Ukrainer ist nach wie vor nicht bereit, einen Frieden umzusetzen, der ihnen nach Moskauer Bedingungen auferlegt wurde.“

Abgesehen davon, dass der Inhalt dieses Satzes völliger Quatsch ist (nicht Moskau hat zu den Verhandlungen und anschließendem Abkommen von Minsk gedrängt oder gar irgendwelche „Bedingungen auferlegt“, sondern die ukrainische Regierung drängte nach herben Verlusten auf dem Schlachtfeld dazu), weicht Atai unabsichtlich vom Narrativ „Russland muss Minsk einhalten“ ab.

Es ist nicht Russland, welches nicht einmal Kriegspartei ist, dass die Minsker Abkommen umsetzen muss, sondern Kiew selbst. Für diese Klarstellung sollte man Frau Atai unbedingt dankbar sein.

Dass die ARD und andere Medien in den letzten Monaten den Terminus abgeändert und sich auf „besetztes Gebiet“ geeinigt haben, ist kein Zufall. Es entspricht der ukrainischen Initiative, die bisher offiziell angewendete Bezeichnung „Anti-Terror-Operation“ (ATO) für den Krieg gegen die eigene Bevölkerung in „Verteidigung der Ukraine Operation“ umzubenennen. Diese Initiative versucht, ein Gesetz im ukrainischen Parlament durchzudrücken, wonach der Sinn und Zweck dieser Umbenennung die „Wiederintegration“ der „besetzten Gebiete“ sein soll und wo die bis dahin als „Terroristen“ genannten Menschen in „Aggressoren“ verwandelt werden. So kann dann auch Russland offiziell als Kriegspartei betrachtet werden, da nach dieser Gesetzgebung das Territorium der Volksrepubliken unter der Besatzung von russischen Truppen steht, was sich dann insbesondere im Status zwischen der Ukraine und den USA, aber auch der EU auswirken würde.

Mit der Ernennung des ehemaligen US-Botschafters bei der NATO, Kurt Volker, zum Sondergesandten für die Ukraine, gewannen die Initianten unter der Führung von Oleksandr Turchynov einen mächtigen Verbündeten in Washington. So machte er bei seinem Antrittsbesuch in der Ukraine im Juli klar, dass die USA den Krieg nicht als „eingefrorenen Konflikt, sondern als heißen Krieg“ betrachten und dafür Russland die Schuld geben. Als Direktor des McCain Institute gab Volker auch einer zentralen Forderung des Namensgebers seines Brötchengebers nach, amerikanische Waffen offiziell (insgeheim tauchten laut dem stellvertretenden Verteidigungsminister der Donezker Volksrepublik, Eduard Basurin, bereits diverse Waffen an der Front auf) in die Ukraine zu liefern. Natürlich nur, damit sich Kiew „selbst verteidigen kann, sollte Russland weitere Schritte gegen ukrainisches Territorium unternehmen“. Eine mögliche Waffenlieferung in die Ukraine wurde auch innerhalb des Pentagons vorbereitet.

In welche Richtung der Fahrplan des US-Sondergesandten gehen soll, deutete Kurt Volker in einem Interview mit der Deutschen Welle an, nachdem er sich in Minsk mit ukrainischen und russischen Spitzenpolitikern getroffen hat. Der eine Punkt ist das altbewährte Mittel des Fingerzeigens, wonach Moskau endlich das Minsker Abkommen umsetzen soll.

Und der andere Punkt ist der, wie er mit russischen Einwänden umgeht. Eine der größten Sorgen Moskaus, die Sicherheit für die russischsprachige Bevölkerung in der Ostukraine, wischte er mit einer zynischen Erklärung beiseite:

Und ganz ehrlich, das einzige Gebiet wo russischsprachige Menschen leiden, ist das Gebiet das von russischen Truppen kontrolliert wird. Wenn es also einen anderen Weg gibt, um für die Sicherheit der Menschen ohne die Präsenz von russischen Truppen dort zu sorgen, dann wäre das womöglich für alle besser.“

Ganz abgesehen davon, dass Volker hier völlig auf der Linie der ukrainischen Initiative steht und die Behauptung vom „besetzten Gebiet“ durch russische Truppen als Fakt darstellt, ignoriert er zusätzlich die wahren Gründe für das Leid der Menschen: den bewaffneten wie auch unbewaffneten Krieg.

Seit Anfang des Jahres hat sich die Sicherheitslage dramatisch verschlechtert. Der Beschuss durch ukrainische Streitkräfte und ultranationalistische Bataillone hat massiv zugenommen, wie auch die Zahl von Söldnern. Zudem hat die ukrainische Armee in den letzten Wochen damit begonnen, die Taktik bei ihren Angriffen auf die Dörfer in der Nähe der „Kontaktlinie“ zu ändern. Statt wie bis dahin sinnlos und aus reiner Freude die Menschen mit einem Granathagel zu bedecken, an welchen sich die Betroffenen mit der Zeit gewöhnt haben, wendet man jetzt die Taktik der „verbrannten Erde“ an. Mit verbotenen Phosphorbomben und hochexplosiven Sprengköpfen werden gezielt zivile Häuser beschossen, um sie in Brand zu stecken.

Die Bevölkerung in Dörfern wie Kominternovo, das in der Nähe der hartumkämpften Front bei der Stadt Mariupol am Asowschen Meer liegt, hat sich in den letzten drei Jahren auf den Krieg eingestellt. Man hat sich daran gewöhnt, keinen Strom, kein Gas, kein Wasser zu haben. Also ob die Zeit einhundert Jahre zurückgedreht wurde, leben sie von Kleingärtnerei, Viehhaltung und beziehen ihr Wasser entweder aus einem eigenen oder aus dem Dorfbrunnen. Aber die Bewohner haben sich von diesen widrigen und gefährlichen Umständen nicht davon abhalten lassen, ihr Leben auf diesem Stückchen Erde zu leben, wo in vielen Fällen bereits ihre Vorfahren gelebt haben. Doch mit dem gezielten Abfackeln ihrer Lebensgrundlage bleibt den Opfern oft keine andere Wahl, als ihr Dorf schließlich doch noch zu verlassen.

All das erwähnt der US-Sondergesandte für die Ukraine natürlich nicht, und es ist fraglich, ob er überhaupt etwas davon weiß. Denn wenn es nach ihm ginge, könnte der ukrainische Präsident Petro Poroschenko die Bühne vor der UN-Vollversammlung kommende Woche dafür nutzen, jeden ausgehandelten Waffenstillstand – wie zuletzt der sogenannte „Schul-Waffenstillstand“ – als Beweis für Russlands Einmischen darzustellen. Dazu käme die im ukrainischen Parlament pendente Gesetzesänderung zur Umformulierung des gegen die eigene Bevölkerung geführten Krieges, die nach Poroschenkos Auftritt in New York auch international gut verkäuflich wäre. Der Ruf nach UN-Friedenstruppen, den Kiew seit Anfang 2015 fordert und erneut bei der UN-Vollversammlung vorbringen möchte, käme auch für die europäischen Regierungen mehr als gelegen, da sie sich a) über die Sicherheit der OSZE-Beobachter und b) über eine seit Monaten in der Luft hängende Großoffensive der ukrainischen Streitkräfte große Sorgen machen.

Diesem ganzen politischen Geschachere und ausgeklügeltem Plan zur Stationierung von NATO-Truppen unter der UN-Flagge im ganzen Gebiet der beiden Volksrepubliken im Donbass, zumindest wenn es nach den Vorstellungen von Kiew und Washington ginge, hat der russische Präsident Wladimir Putin einen gewaltigen Strich durch die Rechnung gemacht. Mit der prinzipiellen Zustimmung Moskaus für UN-Friedenstruppen und der gleichzeitigen Unterbreitung eines eigenen Resolutionsentwurfes im UN-Sicherheitsrat hat dieser Vorrang vor allen anderen nachkommenden. Ein genialer Schachzug, der alles andere als gut in Washington und Kiew ankam.

Das größte Problem für Washington und Kiew ist es, dass sie diesen russischen Vorstoß nicht einfach so ablehnen können, wenn sie ihr Gesicht wahren wollen. Denn der Text des Resolutionsentwurfes bestätigt erneut das Festhalten an der UN-Resolution 2205, welche zur Einhaltung und Umsetzung der Minsker Abkommen vom Sicherheitsrat verabschiedet wurde. So wurden alle Stimmen auf einen Streich zum Schweigen gebracht, die noch immer laut behaupten, Russland müsse die Abkommen umsetzen. Im Grunde genommen hat Moskau nichts weitergemacht als das, was 2015 in Minsk von Deutschland, Frankreich, der Ukraine, Russland und den Vertretern der beiden selbsternannten Volksrepubliken unterzeichnet wurde, erneut per UN-Resolution zu bekräftigen. Damit wäre auch eine Teilnahme der Lugansker und Donezker Vertreter an den Verhandlungen für die Stationierung der UN-Friedenstruppen gesichert. Ein Punkt, den Kiew und Washington vehement verhindern wollen und so auch gegen den Geist der Abkommen von Minsk verstoßen.

Ein weiterer Streitpunkt ist nebst der möglichen Zusammensetzung der UN-Friedenstruppen die Stationierung. Kiew und Washington wollen die Blauhelme, wie gesagt, auf dem ganzen Territorium der Volksrepubliken von Donezk und Lugansk sowie an der offiziellen ukrainisch-russischen Grenze haben, während Moskau und überraschenderweise auch die OSZE die Stationierung auf der Kontaktlinie zwischen den kriegführenden Parteien vorsehen. Abgesehen davon, dass das die übliche Praxis für UN-Blauhelmmissionen ist, würde alles andere auch gar keinen Sinn machen. Was sollten denn Friedenstruppen an der Grenze Russlands tun, während der Krieg an der Kontaktlinie geführt wird?

Ob der UN-Sicherheitsrat dem russischen Entwurf zustimmt oder nicht, wird sich noch zeigen. Tatsache ist aber, sollte sich Washington entschließen dagegen zu stimmen, wird die ganze Welt sehen, wer in Wirklichkeit die Umsetzung der Minsker Abkommen sabotiert. Für die Menschen auf beiden Seiten der Kontaktlinie im Donbass könnte Putins Vorstoß der letzte Versuch gewesen sein, eine von den USA und der NATO unterstützte ukrainische Offensive zu stoppen und damit hunderte, wenn nicht sogar tausende Menschenleben, zu retten.


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